Die Lehrgrabungen von 2019

Erstmals seit 1983 fand im Sommer 2019 wieder eine archäologische Ausgrabung statt. Sie wurde in Kooperation zwischen dem Förderkreis Archäologie in Baden e. V., dem Kurpfälzischen Museum Heidelberg, dem Landesamt für Denkmalpflege und der Schutzgemeinschaft Heiligenberg e.V. durchgeführt.

Ziel der Kampagne war es, die Erhaltungsbedingungen der frühlatènezeitlichen Höhensiedlung durch gezielte Sondagen festzustellen. Da das Plateau komplexe topographischen Verhältnisse bietet und durch mittelalterliche wie moderne Aktivitäten stark überprägt ist, galt es eine Grabungsfläche zu finden, die sowohl der Fragestellung als auch den Erwartungen einer Lehrgrabung mit Laien gerecht würde. Darum wurden im Vorfeld Geländebegehungen und eine geophysikalische Prospektion durchgeführt.

Die Wahl fiel auf eine Fläche in exponierter Spornlage im Südosten der inneren Ringwallanlage unweit nördlich der mittelalterlichen Klosteranlage St. Stephan, die auf der Grundlage von vorab durchgeführten Begehungen und einer geophysikalischen Prospektion ausgewählt wurde.

Zwei Grabungsteams legten in insgesamt vier Wochen drei vier mal vier Meter große Flächen frei. In jeder wurden die Reste der keltischen Befestigung angetroffen.

Sorgfältig legen die Grabungshelfer die Steine mit Kelle und Staubsauger frei. © KMH (T. Schöneweis)

Letztlich konnten nur die letzten Reste der großflächig verstürzten, fast vollständig abgegangenen Mauer dokumentiert werden. Alleine zwei gesetzte Steinlagen des auf den Verwitterungshorizont aufgebauten Mauerkörpers waren erhalten und die Befestigung ist größtenteils den Hang herabgestürzt. Damit war klar, dass zumindest in diesem Abschnitt der Höhensiedlung nicht mehr mit aufgehendem Mauerwerk gerechnet werden kann.

Eine durch senkrecht gestellte Keilsteine erkennbare Pfostenstellung innerhalb der Steinsetzung ist der wichtigste dokumentierte Baubefund für die Rekonstruktion der angewandten Bautechnik

Fundament der verstürzten Pfostenschlitzmauer mit Resten einer Pfostenstellung mit Keilsteinen (Mitte rechts). © KMH (T. Schöneweis)

Es handelt sich um eine sogenannte Pfostenschlitzmauer, bei der durch die Kombination aus trocken gesetzten Steinen mit hölzernem Rahmen ein massiver wie stabiler Mauerköper geschaffen wurde. Obwohl in den Schnitten keine klaren Siedlungsbefunde erfasst wurden, konnten erstaunlich viele Funde aus dem Versturz geborgen werden.

Die Archäologen vom Landesamt für Denkmalpflege, Landesarchäologe Prof. Dr. D. Krausse (li.) und Keltenexperte Dr. G. Wieland begutachten die gefundenen Scherben. © KMH (R. Ludwig)

Es handelt sich überwiegend um frühlatènezeitliche Keramik, die die Befestigungsanlage datieren, sowie um ältere Steinartefakte und Gefäßscherben, die Begehungen im Neolithikum und eine urnenfelderzeitliche Besiedlung des Plateaus belegen. Daneben wurden wenige Kleinfunde aus Stein und Glas geborgen, darunter eine keltische Glasperle.

Die frühlatènezeitliche Schichtaugenperle wurde in der Kulturschicht hinter dem inneren Ringwall ausgegraben. ©KMH (T. Schöneweis)

Die Schutzgemeinschaft Heiligenberg sorgte neben logistischer und finanzieller Unterstützung besonders für das leibliche Wohl der gesamten Grabungsmannschaft.

Die Mittagspausen verbrachten die Ausgräber im schattigen Biergarten der Waldschenke. ©KMH (T. Schöneweis)

Text: Dr. Renate Ludwig, Kurpfälzisches Museum Heidelberg